Ernteplanung 2022 - Aktueller Stand

Welches Gemüse ist in den nächsten Wochen und Monaten in der Gemüsekiste zu erwarten? Welches Gemüse wird auf meinem Acker angebaut und welches nicht - und warum? Sind die Kisten dieses Jahr weniger üppig als letztes Jahr? Woran liegt’s?

Diesen Fragen möchten wir heute in einem etwas umfangreicheren Beitrag auf den Grund gehen. Wir möchten ganz transparent für euch darstellen, was wir uns bei der Planung gedacht haben und natürlich auf welches Gemüse ihr euch noch freuen dürft dieses Jahr.


Wie ist die weitere Ernteplanung für diese Saison?

Prinzipien bei der Kistenplanung

Für eine ausgewogene Gemüsekiste, sollten bestimmte Gemüsekulturgruppen unbedingt vertreten sein. So planen wir für jede Ernte etwas Salatartiges, Zwiebeliges, Krautiges/Würziges, Wurzeliges und wenn möglich etwas Kohliges (Kohlgemüse lässt sich auf unseren leichten Brandenburger Sandböden nicht gut anbauen!) Dies sind die Grundbausteine für unsere Gemüsekisten. Fruchtgemüse (Tomaten, Gurke, Zucchini, Bohnen und Co.) sind nur von Juli bis zum ersten Frost verfügbar, aber dafür dann ununterbrochen. Und Kartoffeln werden ab August geerntet (außer Frühkartoffeln, aber da haben wir dieses Jahr keine eigenen).

Im Sommer ist natürlich mehr Vielfalt verfügbar, doch auch im Winter soll die Gemüsekiste abwechslungsreich gestaltet sein. Insgesamt soll der Unterschied in der Menge zwischen Sommer und Winter nicht zu stark schwanken. Unser Plan sind sechs Kulturen im Winter/Frühling und acht Kulturen im Sommer/Herbst. In der Vergangenheit hatten wir oft bis zu 14 verschiedene Kulturen in einer Erntekiste, aber das ist sehr aufwändig in der Ernte und zudem werden erfahrungsgemäß größere Portionen von einer Kultur mehr wertgeschätzt, da man damit besser kochen kann.

Unsere aktuellste Erntekiste aus KW 29 (Foto unten) zeigt eigentlich genau die Vielfalt und Menge, die wir für dieses Jahr geplant hatten. Aufgrund des Wetters oder anderen Gründen kann es sich natürlich immer mal verschieben, also dass eine Kultur noch nicht zum “richtigen” Zeitpunkt reif ist oder ganz ausfällt. Das macht am Ende die Solawi auch aus: Das Gemüse, dass reif ist, kommt in die Erntekiste und es wird nicht “auf Bestellung” produziert.

Welches Gemüse wir dieses Jahr (nicht) anbauen

Blumenkohl, Wirsing, Aubergine, Paprika haben uns in den letzten Jahren keine Freude im Anbau gemacht. Sie haben einfach zu viele Ansprüche an den Boden, welche wir ihnen aktuell auf unserem Sandboden einfach nicht bieten können. Bei unserem Nachbarn Biohof Zielke sieht das schon wieder anders aus. Wir haben also Budget für den Zukauf von diesen speziellen Kulturen eingeplant und schonen unsere Nerven.
Generell ist Kohl nicht ganz einfach anzubauen, da er viele Nährstoffe braucht und auch von Schädlingen sehr geliebt wird. Grünkohl, Palmkohl, Brokkoli, Kohlrabi, Radieschen und Spitzkohl sind da noch umgänglich und sind entsprechend in Maßen Bestandteil unserer diesjährigen Fruchtfolge.

Newcomer ist die Edamame und der Rosenkohl ist dieses Jahr auch wieder mit dabei (wird im neuen Jahr geerntet).

Sortenliste für die kommenden Monate

Es folgt ein kurzer Überblick welche Kulturen aktuell im Feld stehen und bis zum Herbst geerntet werden. Natürlich kann es wetter- und betriebsbedingt immer zu Abweichungen kommen.




Zucchini - die Zucchinisaison kann bis Ende September gehen

Gurke - Gurken aus eigenem Anbau wird es dieses Jahr eher weniger geben und kleinere Früchte. Mal schauen wie lange die Saison geht, letztes Jahr war Anfang August leider schon Schluss

Tomate - ein bisschen Geduld braucht es noch, doch es kann jederzeit losgehen, dann bis zum ersten Frost

Bohnen - in wenigen Wochen beginnt die Ernte, welche bis zum ersten Frost dauert

Mangold - nachdem die ersten Sätze von Läusen zerfressen wurden, kommt jetzt Schwung in die Sache

Knoblauch - Ende Juli ist der Knoblauch eingeplant, wir warten nur noch auf gute Bodenverhältnisse zum Ernten

Zwiebeln - die Zeit für Frühlingszwiebeln ist vorbei und geht gleich über in die Zwiebelernte

Porree - die ersten sind bald fertig, dann landen sie abwechselnd mit Zwiebeln und Knoblauch in der Erntekiste

Möhren - wir haben dieses Jahr gelbe Bundmöhren für den Sommer (aktuell Erntezeit) und klassische orangene für den Winter (ab Oktober)

Rote Bete - Winter und Sommer, die Bete geht immer. Wir bauen verschiedene Farben an

Kartoffeln - Die Ernte beginnt Mitte/Ende August und geht bis September, dann werden sie laufend geliefert. Geplant sind 1kg pro Woche (oder 2kg alle zwei Wochen)

Kräuter - Kräuter gehören zum Programm und sollten in jeder Gemüsekiste vertreten sein: Petersilie, Basilikum, Salbei, Thymian, Oregano, Zitronenmelisse, Schnittlauch oder Gewürzfenchel

Salat - aktuell müssen wir Salate zukaufen, doch in wenigen Wochen sind wahrscheinlich alle gleichzeitig fertig und es wird evtl. mehrere Salate pro Woche geben. Salat unterschiedlichster Sorten solltet ihr ganzjährig in unserer Gemüsekiste finden

Rukola, Feldsalat, Spinat, Asia-Salat - sind ab Oktober bis Dezember wieder dabei

Rettich - “normaler” Rettich und Schwarzrettich können ab Ende Oktober bis Dezember geerntet werden

Brokkoli - in den nächsten Wochen wird es noch mal Brokkoli geben. Yay!

Kohlrabi - wird weniger angebaut, da nicht so beliebt. Kommt aber bald nochmal

Palmkohl - dieses Jahr wieder dabei! Ernte voraussichtlich im September

Grünkohl - Ernte beginnt nach dem ersten Frost ab Oktober

Chinakohl - geplant für September

Spitzkohl - wieder im Oktober

Rosenkohl - wird im Januar/Februar geerntet

Kürbis - Hokkaido & Butternut. Ernte ab September möglich

Sellerie - für August/September ist Stangensellerie geplant. Der Knollensellerie wird im November/Dezember verteilt

Fenchel - wieder im Oktober. Aufgrund des Feedbacks gibt es dieses Jahr weniger Fenchel


Foto links: Ernte KW 29 im Jahr 2022; Foto rechts: Ernte KW 29 im Jahr 2021

Warum gibt es weniger Gemüse dieses Jahr?

Die Gemüsemenge in der Saison 2021 war für Mitglieder zu viel

Wer die Informationen im Gemüsebrief aufmerksam verfolgt oder mit den Ergebnissen der Jahresumfrage des letzten Jahres ein bisschen vertraut ist, weiß wahrscheinlich schon ganz gut Bescheid. Letztes Jahr waren die Gemüsekisten für viele ZU VOLL. Tatsächlich war ein Hauptkündigungsgrund für die Gemüsekiste, dass es “zu viel Gemüse” sei und nicht innerhalb einer Woche verbraucht werden konnte. Für manche ist es vielleicht unverständlich, eine Gemüsekiste zu kündigen, weil sie zu voll ist, schließlich zahlt man ja so oder so den gleichen Betrag. Aber natürlich sind viele auch bei PlantAge dabei, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden und wenn man dann zusehen muss wie Gemüse im Kühlschrank schlecht wird, weil man mit der Verarbeitung nicht hinterherkommt, kann einen das schon traurig machen. Dann birgt das “Extra-Gemüse” auch keinen zusätzlichen Wert mehr - lieber ein Salat pro Woche und den dann richtig genießen, als 4 Salate, die einen eher unter Druck setzen.

Wir haben auf dieses Feedback reagiert und die Planung für 2022 entsprechend angepasst. Es für alle 100% perfekt zu machen, ist leider unmöglich. Doch wie kam es überhaupt dazu, dass 2021 so viel Gemüse da war?

Fehlplanung 2021

Gehen wir dazu noch einen Schritt zurück. Seit dem Frühjahr 2020 hat COVID unser Leben plötzlich auf den Kopf gestellt. Reisen war erstmal nicht mehr möglich, wir haben viel Zeit zu Hause in Quarantäne oder Home Office verbracht, vielleicht hatte man mehr Zeit zum Kochen? Aber man sorgte sich auch mehr um die lokale (Land-)Wirtschaft - wie versorgen wir uns, wenn der internationale Handel wegbricht? Diese Fragen führten dazu, dass die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln, solidarischer Landwirtschaft und Gemüsekisten enorm angestiegen ist. Ohne jegliches Marketing (denn Messen und andere Events sind schließlich ausgefallen) wurden 2020 so viele neue Testphase und Jahresernteverträge abgeschlossen, dass wir zwischenzeitlich sogar einen Aufnahmestopp mit Warteliste hatten.
Mit freudigen Optimismus legten wir uns für 2021 das Ziel mehr Gemüse anzubauen, um die Nachfrage decken zu können. Denn schließlich ist es das Ziel der Genossenschaft den Biozyklisch-veganen Anbau zu fördern und viele Menschen mit Gemüse aus eigenem Anbau zu versorgen. Unsere Mission 2021: bis Ende des Jahres 1000 Haushalte in Berlin und Umgebung zu beliefern… tja, ist leider nicht aufgegangen. Mit den Lockerungen der Reisebeschränkungen, aber vielleicht auch, dass der internationale Handel wieder voll im Fluss war und Lebensmittel wieder günstig und in aller Fülle verfügbar war, sank die Nachfrage nach Gemüsekisten. Mit unzähligen Messen, Märkten, Marketing Aktionen und Co. haben wir uns zwar viel Mühe gegeben, doch der Ansturm blieb aus.
Die reiche Ernte wurde daher auf die Genoss:innen verteilt und Gemüsekisten in die kein weiteres Blatt mehr gepasst hätte, war die Folge. Wir hatten also das Feld voller Gemüse, welches gepflanzt, gesät, gepflegt und geerntet werden musste, aber weniger Einnahmen als geplant. Die Arbeit jedoch muss natürlich trotzdem gemacht und bezahlt werden. Entsprechend fiel das Ergebnis des Jahresabschlusses aus (wie vor wenigen Wochen bei der Jahreshauptversammlung verabschiedet). Klar, ist es normal, dass ein Betrieb in den ersten Jahren minus macht, da viel investiert wird und Prozesse noch entwickelt werden, aber hier müssen wir uns eingestehen, dass wir falsch geplant haben. Die mittelfristigen Folgen der Coronapandemie haben wir nicht richtig einschätzen können… wieder was gelernt.

Mission 2022: Auf dem Weg in die Schwarzen Zahlen

Wir verantworten bei PlantAge die Einlagen der Genoss:innen, die uns ihr Vertrauen geschenkt haben, um einen zukunftsfähigen Betrieb aufzubauen, der biozyklisch-veganes Gemüse für sie produziert. Nach drei Jahren sind wir natürlich noch lange nicht dort angekommen, wo wir einmal hin möchten. Am liebsten möchten wir ja, dass PlantAge noch ganz ganz ganz viele Saisons Gemüse anbaut und am besten noch Hundert Jahre oder Jahrhunderte besteht. Es ist ein Weg, den wir gemeinsam gehen.
Zukunftsfähig” - was bedeutet das eigentlich und was braucht es dazu? Für uns bedeutet es zum einen Flexibel zu sein, sich an Gesellschaftliche Anforderungen anpassen zu können, aber auch an den Klimawandel und dass wir gewappnet sind für die Herausforderungen die in diesem Zusammenhang auf uns zu kommen. Was für uns auch dazu gehört ist eine finanzielle Sicherheit. Damit der Betrieb nachhaltig ist, muss er wirtschaftlich sein. Deshalb ist es unser Ziel ab diesem Jahr den Jahresfehlbetrag zu reduzieren und mit einem positiven Ergebnis aus dem Jahr zu gehen (konkret >30.000€). Laut aktueller Finanzplanung können wir auf diesem Weg in 6-8 Jahren die Jahresfehlbeträge der ersten Jahre ausgleichen. Um das zu erreichen, können wir es uns nicht erlauben Überschüsse zu produzieren und “Gemüse zu verschenken”. Mit dem Geld, was wir für die Erntebeiträge erhalten müssen wir wirtschaften und den Anbau, Löhne, Sprit, Verwaltung und Co. finanzieren.
Auf dem Weg dahin ist geplant die Anzahl der Ernteanteile nicht zu erhöhen, sondern konstant bei 800-850 Haushalten zu bleiben. Dies ist für unseren Betrieb mit der bestehenden Infrastruktur und Flächen eine gute Größe und gibt uns Gelegenheit PlantAge zu stabilisieren.

Trockenheit, Hitze, Schädlinge

Letztes Jahr war ein vergleichsweise feuchtes Jahr. Klar, war es heiß und in Brandenburg fällt sowieso immer weniger Regen als in den meisten Regionen in Deutschland, aber im großen und ganzen konnten wir uns echt glücklich schätzen. Es war ein gutes Gemüsejahr und der Anbau fiel uns recht leicht (bis auf einige Ausnahmen, wie dem Grünkohl für den Winter). Dieses Jahr sieht das ganze anders aus. Das Wetter ist ganz schön krass und dazu (oder sicher auch dadurch bedingt), haben wir größere Ausfälle durch Schädlinge wie Läuse gehabt. Ein Problem, welches dieses Jahr zum ersten Mal in diesem Ausmaß aufgetreten ist.

Wo sind die erfahrenen Gärtner:innen?

Wir haben zwar Gärtner:innen bei uns im Team, doch niemand, der oder die bereits einige Jahre praktische Erfahrung im professionellen Gemüsebau auf dem Buckel hat. Mit jedem Jahr lernen wir viel dazu und werden vertrauter mit dem Boden und der Umwelt. Im Prinzip sehen wir dadurch auch erst recht, dass praktische Erfahrung über mehrere Jahre unbezahlbar und wertvoll ist. Wir freuen uns deshalb, ab Herbst diesen Jahres genau einen solchen Gärtner bei uns im Team zu haben! Für die aktuelle Saison ist das natürlich zu spät. Erkenntnisse, die wir in diesem Jahr aus Anbaufehlern gemacht haben, können wir erst ein Jahr später korrigieren. Wir freuen uns daher, gemeinsam mit dem Neuzugang im Team den Betrieb in den nächsten Jahren auf ein neues Level zu bringen, den Anbau zu professionalisieren, den Ertrag und die Qualität zu steigern und die Gesundheit von Boden und Pflanzen weiter zu fördern. Wir haben echt total Glück über unser Netzwerk einen Gärtner aus der Region gefunden zu haben, denn wir hören überall, dass ausgebildete und erfahrene Gärtner:innen dringend gesucht werden. (Ein Beruf für dich? Wir bieten Praktika, FÖJ und Ausbildung an und freuen uns auf deine Bewerbung)

 
 

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Frederik Henn